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Der Executive Coach: die Kompassnadel im Heuhaufen

Olivier Fantl

Topmanager stehen bei der Suche nach einem geeigneten Executive Coach vor einer doppelten Herausforderung: er soll nicht nur über marktübliche Kompetenzen verfügen, sondern auch eine fundierte Erfahrung im Topmanagement mitbringen. Von dieser Sorte gibt es nur wenige und sie sind nicht zwingend auf diese Zielgruppe spezialisiert. Daher ist es schwer, ihre Erfahrung einzuschätzen. Zudem sind ihre Referenzen Mangelware, weil Klienten auf der Ebene häufiger anonym bleiben möchten als andere Führungskräfte. Über die klassische Coach-Auswahl gibt es genug Literatur. Letzte Woche habe ich mich auf einer satirischen Art mit dem Thema befasst. Heute möchte ich ernsthaft aufgreifen, welche Besonderheiten ich im Topmanagement sehe und gebe einige Tipps, wie Sie den richtigen Coach finden können.

Kurze Begriffsentwirrung: ein Executive Coach bedient das Topmanagement, also Bereichsleitung, Geschäftsführung, Vorstand. Der Management Coach bedient das untere und mittlere Management. Business Coaching ist ein allgemeiner Begriff, in der Praxis sind meist Angestellte gemeint.

Besonderheiten im Topmanagement

Topmanager lassen sich natürlich nicht über einen Kamm scherren. Jeder Mensch ist anders. Ich schreibe aus meiner persönlichen Erfahrung über Besonderheiten im Topmanagement und die Anforderungen an einen Executive Coach. Die eine oder andere Beobachtung mag auch auf anderen Managementebenen zutreffen, aber in geringerem Maße.

Dringlichkeit
Topmanager stehen unter sehr hohem Druck. Sie sind leistungsfähig und machen oft Probleme mit sich selbst aus. Wenn ein Thema auftritt, das sie nicht intern besprechen können, werden sie nicht reflexartig einen Coach anrufen. Sie werden versuchen, es selbst zu lösen. Sollte es wider Erwarten nicht funktionieren, kann es passieren, dass das Problem verdrängt oder aufgeschoben wird. Wenn es sich nicht von selbst auflöst, drückt der Schuh. Aus Zeitmangel wird dann möglicherweise der nächstbeste Coach engagiert.

Selbständigkeit
Topmanager schöpfen meist aus dem eigenen Budget und ersparen sich unter Umständen den Umweg über die Personalabteilung. Sie verzichten somit auf kompetente Beratung und sinnvolle Prozesse. Die Personalabteilung verfügt allerdings je nach Unternehmensgröße nicht immer über entsprechende Kapazitäten oder Mandate.

Verantwortung
Wer ein Unternehmen oder einen Bereich führt, hat eine große Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und der Gesellschaft. In diesen Zeiten des gesellschaftlichen und marktwirtschaftlichen Umbruchs obliegt dem Leader die Aufgabe, sein Unternehmen agil zu navigieren. Die Kunst besteht darin, Klarheit und Fokus zu bewahren und gleichzeitig mit dem Team Schritte in Richtung agile Organisation zu gehen. Der Coach ist gefordert, den Topmanager auf diese Gratwanderung zwischen Führungsstärke und partizipativer Führung gut vorzubereiten.

Feedback-Bedarf
Auf dieser Ebene ist die Luft rar und Feedback erwünscht. Sie kennen vielleicht diesen Coaching-Witz. Coach: „Stellen Sie sich vor, es kommt die gute Fee. Was wünschen Sie sich von ihr?“. Coachee: „Einen Coach, der mir endlich und geradeaus seine Meinung sagt“. Besonders Topmanager reden nicht um den heißen Brei. Der Coach sollte sich als Sparringspartner auf Augenhöhe anbieten. Feedback geben ist eine Kunst: es erfordert viel Fingerspitzengefühl, ein Urteil über eine Eigenschaft oder ein Verhalten so zu formulieren, dass es nicht als verletzend empfunden wird.

Sachlichkeit
Topmanager teilen eine hohe Auffassungsgabe und analytische Fähigkeiten. Sie werden Aufgaben sachlich beurteilen und angehen. Executive Coaching beinhaltet deshalb auch Beratungs-, Trainings- und Mentoring Elemente. Der Coach muss hier besonders auf seine Sprache und den Einsatz der Methoden achten. Die Coaching-Methoden, die ursprünglich aus der Psychotherapie kommen sind oft sehr innerlich und sollten bedarfsgerecht angepasst werden. Eine Visualisierung in Form von Charts kann hilfreich sein.

Selbstbewusstsein
Arrogante Narzissten und autoritäre Psychopathen im Topmanagement? Ich weiß nicht. Auch wenn viel über negative Eigenschaften von Topmanagern geschrieben wird – ich habe es meist mit Menschen zu tun, die aufrichtig etwas bewirken wollen. Gut, schwarze Schafe bekomme ich wohl im Coaching nicht zu Gesicht. Aber eins kann ich unterschreiben: Selbstbewusstsein ist unter Topmanagern vorhanden. Es erfordert einfach ein hohes Maß an Selbstsicherheit, um eine Firma oder einen Bereich zum Erfolg zu bringen. Der Coach sollte erfahren und SELBST sicher sein. Das Stichwort ist hier Augenhöhe.

Maßanzug
Topmanager wünschen sich eine Dienstleistung nach Maß. Coaching ist per se nach Maß. Es wird aber erwartet, dass der Executive Coach je nach Bedarf auch Sparringspartner, Berater, Trainer oder Mentor ist. Was er nicht macht: fertige Lösungen anbieten. Es ist verführerisch für einen Topmanager, sich zurückzulehnen und für einen Coach, sich als Lösungsanbieter zu positionieren.

Anlässe von Topmanagern für ein Coaching

Klassischerweise lassen sich Führungsaufgaben in Selbstführung, Führung von Mitarbeitern und Kollegen, sowie Führung von Organisationen unterteilen. Da ich in meiner Arbeit den Schwerpunkt auf Selbstführung lege, habe ich diesen in der unteren Darstellung hervorgehoben. Klienten kommen hauptsächlich zu mir, um sich Ziele zu setzen und sie zu erreichen (Umsetzungskraft). Als nächstes kommt Entscheidung unter Druck und Komplexität (Entscheidungsfähigkeit).

Leading myself – Selbstführung
1 Umsetzungskraft: Selbstmotivation, Ziele setzen und erreichen, Fokus bewahren
2 Entscheidungsfähigkeit: entscheiden unter Unsicherheit, Druck und Komplexität
3 Leistungsfähigkeit: Performance, Organisation, Stressmanagement, Work-Life Balance
4 Standortbestimmung: Feedback, Potenzial- und Stärkenanalyse, Orientierung, Zieldefinition

Leading people – Führung von Mitarbeitern und Kollegen
Führungsaufgaben: Verantwortung, Leitlinien, Instrumente, Lateralführung
Motivation: fordern und fördern, delegieren, Ziele vereinbaren, zu Höchstleistung bringen
Kommunikation: persönlicher Auftritt, Positionierung, Reputation, Macht, Mikropolitik
Konfliktmanagement: Konflikte früh erkennen und deeskalieren

Leading organisations – Unternehmensführung
Vision & Strategie: Unternehmens-/Bereichsziele, Roadmap, Zukunftsfähigkeit
Kultur: Zusammenarbeit, Vertrauenskultur, Werteorientierung, Führungskultur
Teamentwicklung: Strukturierung, Entwicklungsphasen steuern, Dynamiken erkennen
Changemanagement: Veränderungsprozesse initiieren, gestalten und unterstützen

Tipps für Topmanager auf der Suche nach einem Coach

Ich möchte Ihnen noch ein paar Tipps an die Hand geben, wie Sie auf Executive Ebene die Spreu vom Weizen trennen können.

HR einbeziehen
Beziehen Sie die Personalabteilung ein. Auch wenn sie noch keinen Coaching Pool und fertige Prozesse hat, wird sie Sie mit Sicherheit beraten können.

Datenbanken nutzen
Achten Sie auf eine Zertifizierung durch einen führenden Dachverband UND eine hohe Erfahrungsstufe, mit Zielgruppe Topmanagement, in der Rauen Coach-Datenbank1. Das verkleinert den Suchradius auf etwa 100 Coaches. Ergänzend lohnt sich ein Blick auf die XING-Coaches Datenbank, die sehr umfangreich, aber nicht selektiv ist.

Augenhöhe fordern
Sie wollen einen erfahrenen Coach, der mit Ihnen auf Augenhöhe ist: idealerweise Wirtschafts-/Psychologiestudium, fundierte Managementerfahrung, langjährige Erfahrung als Executive Coach und Spezialisierung auf bestimmte Anlässe.

Ehrlichkeit suchen
Finden Sie im Vorgespräch heraus, ob der Coach authentisch und ehrlich wirkt und auch mal seine Meinung sagen kann. Er soll sich nicht um jeden Preis beliebt machen wollen.

Praxis, Praxis, Praxis
Fragen Sie im Gespräch nach konkreten Praxisbeispielen. Fragen Sie den Coach, wie er zu Ihrem persönlichen Anliegen vorgehen würde. So können Sie beurteilen, ob Ihnen im Coaching wirklich praxisbezogene Handlungswege eröffnet werden.

Executive Summary

Topmanager haben hohe Ansprüche an einen Coach und wenig Zeit, einen zu suchen. Die Suche nach einem Executive Coach ist aber nicht so aufwendig, wie oft angenommen. Während es unzählige Business Coaches mit allen Möglichen Hintergründen und Schwerpunkte gibt, lässt sich das Suchradius auf dieser Ebene recht schnell eingrenzen. Dafür ist es notwendig, die Besonderheiten im Coaching von Topmanagern zu kennen und Top-Auswahlkriterien zu definieren. Dies stellt hohe Anforderungen an den Coach, der seine Vorgehensweise an diese Klientel anpassen muss, ohne sich zu verstellen und seine Methoden zu verwässern.

Zum Schluss eine persönliche Note: ich treffe mich im Coaching mit Menschen, die bereit sind, sich zu verändern, an sich zu arbeiten. Wenn das Eis mal gebrochen ist, und das passiert in der Regel ganz schnell, sind wir nicht mehr „der Coach“ und „der Topmanager“, sondern zwei Menschen, die offen und neugierig sind, auf das, was jetzt kommt. Dann kann es auch mal passieren, dass Experimente gewagt werden und die gewohnte Sachlichkeit und Sicherheit für einen Moment verlassen wird. In diesen Augenblicken eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten und Veränderung kann entstehen.

1 Rauen Coach-Datenbank

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Olivier Fantlhttps://www.leadinx.de
Ich begleite Leader in herausfordernden Zeiten. Ich verstehe Executive Coaching als zielorientiertes Sparring auf Augenhöhe. Die Arbeit bringt messbare Ergebnisse, so dass meine Klienten ein vielfaches Return on Investment erzielen. Coachings finden per Telefon oder Video statt.
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