Heute werden weltweit zwei Millionen Beiträge veröffentlicht. Viele sind öde, einige beschäftigen sich mit Unterwasserkorbflechten und andere stechen heraus: sie sind informativ und spannend zu lesen. Ich möchte einen bescheidenen Beitrag zum Thema Leadership leisten. Ob die Welt wirklich einen neuen Blog braucht, können am Ende selbstverständlich nur die Leser entscheiden.
Dieser Blog richtet sich an Leader, Personalverantwortliche und alle, die sich für Leadership interessieren. Der Topmanager, Geschäftsführer oder Vorstand wird hilfreiche Anregungen für seinen Führungsalltag lesen. Gelegentliche Fachbeiträge über Executive Coaching werden vorrangig Kollegen im Personalbereich ansprechen. Wer sich lieber damit auseinandersetzt, welche Verantwortung Leader in unserer Gesellschaft tragen, wird in der Kategorie „Leader und Gesellschaft“ fündig.
Ich beschäftige mich mit dem, was gute Führung an der Spitze ausmacht. In wöchentlichen Abständen sammle ich meine Gedanken, nehme etwas Abstand vom Businessalltag und suche nach Querverbindungen in meinem Gehirn. Erinnerungen, Erfahrungen, Tagesgeschehen und sicherlich Einflüsse aus Literatur und Philosophie werden in den Beiträgen destilliert. Daraus ergibt sich eine ganz persönliche Sicht der Dinge.
Ein Leader ist in erster Linie eine Persönlichkeit
Wer ist denn nun dieser wagemutige Blogger in spe, der den zwei Millionen und ersten Beitrag des heutigen Tages schreibt? Ich heiße Olivier Fantl, bin Deutscher, Franzose und Weltbürger. Ich bin perfekt dreisprachig, habe in vier Ländern gelebt und zwei Jahre meines Lebens auf Reisen verbracht. Ich jongliere mit Brezn und Croissant, mit Bier und Wein. Mit meinen zwei Metern sehe ich die Entwicklung der Konfektionsgröße in der Männermode als größte Errungenschaft der Wohlstandsgesellschaft an. Obwohl Hochwasserhosen eine Zeit lang für junge Leute in waren. Business School und jahrelange Managementerfahrung bildeten das Fundament für meine heutige Tätigkeit als Executive Coach. Ich bin nun seit 15 Jahren hauptberuflich als Coach unterwegs und kann auf viele spannende Projekte und bereichernde Begegnungen zurückblicken.
Es sind hauptsächlich Erinnerungen an einmalige Begegnungen, die bleiben. Ob im Konzern oder im mittelständischen Unternehmen, erfolgreiche Führungspersönlichkeiten hinterlassen Eindruck. Für mich ist ein Leader in erster Linie eine Persönlichkeit. Zwar schreibt ihm seine Rolle so manche Verantwortung, Verpflichtung und Verhaltensweise vor. Seine Persönlichkeit aber wird maßgeblich zu seinem Erfolg beitragen. Sie wird je nach Situation entscheiden, überzeugen, versichern, besänftigen oder durchsetzen. Von ihr wird abhängig sein, ob der Leader sein Team hinter sich hat und ob Aktionäre ihm vertrauen.
Ich möchte Leadern Mut machen, Mut zu haben
Oft sind es Querdenker und Musterbrecher, die ihr Team zu Höchstleistung, ihr Unternehmen an die Spitze bringen. Der agil denkende Vorstand eines Konzerns, der flache Hierarchien und Selbstorganisation fördert. Die quereinsteigende Geschäftsführerin, die aus ihrer bisherigen Branchenerfahrung schöpft und ein unkonventionelles Business Modell einführt. Der passionierte Bergsteiger, dessen Führungsstil als Topmanager stark von seinen Erfahrungen am Berg geprägt ist. Sie alle verbindet der Wunsch und die Notwendigkeit, betretene Pfade zu verlassen. Einstein sagte (ein Einstein-Zitat macht sich immer gut, gerade im ersten Blog-Beitrag) „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“. Es gilt demnach, die Perspektive zu wechseln. Manche sind in diesem Bereich ein Naturtalent. Andere kommen auf natürliche Weise zu einem Perspektivenwechsel, weil sie das Umfeld wechseln, wie die Geschäftsführerin vorhin. Die meisten von uns müssen sich diese Wendigkeit, die ein hohes Maß an Mut zum Scheitern voraussetzt, hart erarbeiten.
Ich möchte Leadern Mut machen, Mut zu haben. Es erfordert Größe, in Zeiten der Unsicherheit und Komplexität dazustehen und dazu zu stehen. Über seinen Schatten zu springen und einzusehen, dass man Fehler machen darf und scheitern darf. Neue Lösungswege auszuprobieren und dafür den inneren Schweinehund zu überwinden. Es ist nicht verkehrt, dabei eine gewisse Portion Selbstironie beizubehalten, ein Zeichen von Demut. Diese mag unter Staatslenkern zum Teil verloren gegangen sein – ein Grund mehr, sie in jeden von uns zu kultivieren.
Leader haben die Chance, die Zukunft mitzugestalten
Im Kontext unkonventioneller Methoden wird Agilität oft missverstanden. Mancher Topmanager fühlt sich möglicherweise in seiner Macht bedroht. Agile Teams arbeiten selbstorganisiert und eigenverantwortlich und verzichten auf klassische Hierarchien. Damit das reibungslos funktioniert, muss das obere Management nicht nur Verantwortung abgeben und delegieren können. Ziele sowie Rahmenbedingungen müssen klar abgesteckt und kommuniziert werden. Sonst besteht die Gefahr, dass ständig nachgesteuert werden muss. Das erfordert Führungsklarheit, also Entscheidungsfähigkeit, sowie Führungsstärke, also Umsetzungsfähigkeit. Zwei Führungsqualitäten, die klassischerweise von Topmanagern erwartet werden. Oder, mit einem Augenzwinkern: Topmanager dürfen weiter topmanagen. Nur zeitgemäß.
Agilität, Digitalisierung, Automatisierung, künstliche Intelligenz, Komplexität, Unsicherheit, Change… Ich höre auf, denn jeder einzelne dieser Begriffe, mit denen wir medial überschwemmt werden und teilweise real konfrontiert werden, ist ein perfekter Kandidat für die Wahl zum Unwort des Jahres. Sicherlich befinden wir uns in Zeiten großer Veränderungen. Wer aber glaubt, auf uns kommt die größte Veränderung aller Zeiten zu, denkt wohl nicht an die Renaissance, die Industrialisierung oder den Wiederaufbau. Jeder Topmanager, Geschäftsführer oder Vorstand hat die Verantwortung und die Chance, diese unsere Zukunft mitzugestalten.
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